Rückkehr nach La Reunion

Richtig, es geht zurück nach La Réunion! Wie in unserem letzten Beitrag “Wir müssen reden” schon angedeutet, hatte sich für uns eine Gelegenheit ergeben, an diesen Ort zurückzukehren. Eine wunderbare Chance, aber auch ein paar Hürden und Zweifel, die sich dadurch ergeben.

Wie kam es dazu?

Die Zeit auf La Réunion während unseres Sabbaticals hatte sehr viel für uns bewirkt. Wir haben nicht nur die wunderschöne Natur erleben dürfen, wir haben auch in unseren „Vermietern“ oder wie ich es lieber sage, unseren Ersatzeltern ganz besondere Freunde gefunden. Nachdem wir im Januar 2021 nach über 3 Monaten von der Insel abgereist waren, sind wir mit ihnen in regelmäßigem Kontakt geblieben. So kam es, dass sie uns im Frühling 2022 fragten, ob wir Zeit und Lust haben uns im August um die Tiere und das Haus zu kümmern, während sie selbst in Frankreich sind. Also Housesitting für ca. 5 Wochen. Der erste Impuls war: Aber natürlich. Doch ganz so einfach war das leider nicht.

Die Vorbereitungen

Grundsätzlich könnte man sagen, was ist da denn groß zu organisieren. Flug buchen, hinreisen, genießen, fertig. Aber ganz so ohne Vorbereitung funktioniert es dann doch nicht. Einerseits hatten wir, um 5 Wochen unterwegs zu sein, nicht mehr genug Urlaub. Der zweite große Punkt war, dass wir seit Mitte 2021 nicht mehr nur zu zweit sind. Seitdem begleitet uns unsere vierbeinige Freund Themba. Der blauäugige Kater kam mit ca. 12 Wochen zu uns nach Hause und hat seit dem unseren gesamten Alltag komplett auf den Kopf gestellt. Es stellte sich also die Frage: Was macht Themba in dieser Zeit?

Aber fangen wir mit dem Thema Arbeit an. Über die gesamte Zeit Urlaub zu nehmen, war schnell keine Option. Wir hatten schlicht weg nicht genug Urlaubstage übrig. Aufgrund dessen hatten wir den Gedanken grundsätzlich schon wieder ein bisschen zu Seite geschoben. Doch nach einem spontanen Gespräch von Thomas mit seiner Chefin während einer Dienstreise hatte sich doch wieder ein unerwartetes Fenster geöffnet. Ihre Reaktion auf das Thema Houssitting und Remote Office war: “Mach doch. Heutzutage kann man doch von überall aus arbeiten. Ob in Deutschland oder auf La Réunion, das ist doch egal.” also Remote arbeiten. Das war zwar ein Ansatz, an den wir auch schon dachten, aber schnell wieder verworfen hatten, da wir so kurz nach unserem Sabbatical nicht danach fragen wollten. Allerdings schien es ja doch ein Weg zu sein. Jetzt mussten wir nur noch schauen, ob das auch bei mir eine Möglichkeit wäre. Spoiler, es war möglich. Am Ende sah unser Plan so aus, dass wir drei Wochen Remote arbeiten und die restlichen zwei Wochen ganz normal Urlaub machen. Noch ein paar kleinere Vorbereitungen, aber grundsätzlich war hierfür eine Lösung gefunden.

Herausforderung Nummer Zwei. Was machen wir fünf Wochen lang mit Themba? Im Prinzip gab es drei Möglichkeiten:

  • Er bleibt zu Hause und wird dort von jemandem versorgt.

  • Er geht in ein Katzenhotel.

  • Er kommt mit.

Fünf Wochen sind schon eine lange Zeit. Und um ein bisschen zu verstehen, wie Themba in unseren Alltag integriert ist, hier ein paar Punkte, um es besser einordnen zu können. Er ist tagsüber für wenige Stunden allein und über Nacht nie. Wenn wir mal für ein paar Tage nicht zu Hause sind, dann hatten wir bisher jemanden, der in dieser Zeit bei uns übernachtet hatte. Wir sind der Meinung, es wäre nicht fair selbst zu verreisen, während die Katze zu Hause im besten Fall zweimal am Tag kurz besucht bekommt, um das Futter hingestellt und das Klo sauber gemacht zu bekommen. Einer Katze ist eben kein Einzelgänger, sondern ein Einzeljäger. Somit braucht eine Katze Gesellschaft und Beschäftigung. Fest steht, für uns reicht eine sporadische Verpflegung zweimal am Tag nicht aus. Somit wäre es für uns nur denkbar ihn zu Hause zu lassen, wenn eine andere Vertrauensperson in diesen fünf Wochen bei uns wohnt und den Alltag mit Themba teilt. Leider ist der August für viele, der Urlaubsmonat und so konnten wir niemanden finden, der die gesamte Zeit übernehmen konnte. Zweite Option: Katzenhotel bzw. Pension. Hier hatten wir uns über einige Einrichtungen in unserer Nähe informiert. Allerdings wäre es da ja noch besser, wenn er zu Hause bleibt und nur zwei Mal täglich Besuch bekommt. Im besten Fall hätte er, da ein 15m Zimmer gehabt, wird gefüttert und es wird 1x am Tag mit ihm gespielt. Nachdem Themba ein sehr aktiver, junger und energiegeladener Kater ist, wäre ihm, so ein kleines Zimmer, schnell nicht genug. Außerdem hasst er es regelrecht, wenn er nicht weiß, was hinter einer Tür ist. Wie lange so eine Spieleinheit sein würde und ob nochmal mit ihm gespielt wird, wenn er gerade keine Lust hat, dazu gab es keine richtige Information.  Somit sind wir zu dem Schluss gekommen, dass auch das für ihn keine schöne Zeit werden würde. Was bleibt dann also noch übrig? Themba kommt mit. Damit würden wir auch das umsetzen, was immer der Plan war und Themba auf unsere Reisen mitnehmen. Und er ist bereits vorher schon mit uns auf Kurztrips mit dem Auto unterwegs gewesen. Zudem fahren wir immer wieder mit ihm zum Spaziergang an einen nahegelegenen Fluss. Aber eine Flugreise ist doch eine andere Hausnummer. Um das hier aber nicht ausschweifen zu lassen, wird es mehr zu unseren Erfahrungen rund um das Thema “Reisen mit Katze” wahrscheinlich in einem separaten Beitrag geben. Der Entschluss war gefasst und jetzt musste noch alles für Themba's erstes wirklich großes Abenteuer vorbereitet werden. Und das bedeutet erst mal rausfinden, was es alles für den Flug und die Einreise braucht, wie z.B. einen EU-Heimtierausweis, welche Impfungen vorausgesetzt werden, was man alles im Flugzeug zu beachten hat, und und und.

Los gehts

Nur noch ein paar Tage und der Flieger startet mit uns beiden und Themba an Board Richtung Saint Denis. Ich war selten so nervös wie vor diesem Flug. Nicht weil ich Flugangst o.ä. hätte, ich fliege eigentlich ganz gern. Ich war so aufgeregt, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie es mit Themba funktionieren würde und wie er den Flug erlebt. Um möglichst schnell und unkompliziert von zu Hause zum Flughafen zu kommen, haben wir uns mit dem Auto fahren lassen. Außerdem mussten wir gefühlt mitten in der Nacht losfahren, um früh genug am Flughafen zu sein. Wir konnten ja nicht einschätzen, wie viel während der Haupturlaubszeit los sein würde. Es sollte sich dann herausstellen, dass eine Stunde später auch locker gereicht hätte. Dennoch hat der Flughafenablauf uns durchaus auf die Probe gestellt. Es fing schon bei der Gepäckabgabe an. Es waren nur zwei Schalter besetzt und die Schlage war bereits ziemlich lang. Das wäre ja noch ok, wenn man sich mit ausreichend Zeit anstellt. Aber einer der beiden Schalter bediente ausschließlich Priority- und Bussines-Kunden. Nachdem der zweite Mitarbeiter nach ungefähr 20 Minuten mit einem Passagier (es gab wohl Probleme mit seiner Buchung) fertig wurde, musste dieser zur Flugabfertigung ans Gate. Was der gereizten Stimmung in der Warteschlange nicht wirklich zuträglich war. Jetzt wurden erst mal nur die „wichtigen“ Kunden bedient. Nach einer Weile kamen dann zwei andere Mitarbeiter und die verbliebene Kollegin verschwand. Irgendwann ging es dann weiter, langsam, aber es ging weiter. Der Personalmangel am Flughafen war deutlich zu spüren. Die übrigen Mitarbeiter müssen sich teilweise auch ganz schön was von den verständnislosen Reisenden anhören. Aber die Kommunikation am Flughafen, wenn es zum Beispiel zu irgendwelchen Verzögerungen oder anderen Schwierigkeiten kommt, könnte durchaus verbessert werden. Das sollten wir später nochmal deutlich zu spüren bekommen. Wir konnten also endlich unsere Koffer, wovon übrigens einer fast ausschließlich mit Thembas Zeug gefüllt war, abgeben und haben unsere Boardkarten bekommen. Jetzt zum Sicherheitscheck. Hier lief alles relativ normal und zügig ab. Allerdings für uns doch etwas anders als sonst, da natürlich auch Themba durch den Check musste. Wie das und der restliche Ablauf am Flughafen mit Katze bzw. Haustier vonstattengeht, werden wir Dir, wie schon angedeutet, in einem anderen Beitrag noch detaillierter erzählen. Das aber auch geschafft, konnten wir gemütlich zu unserem Gate gehen. Der erste Flug geht nach Paris. Hier haben wir reichlich Zeit und müssen auch nicht den Flughafen wechseln, zum Glück. Am Gate warten wir ein paar Stunden, bis dann pünktlich mit dem Boarding gestartet wird. Wir nehmen also unsere Plätze in der Boing 777 ein und machen es uns, so wie es in einem Flugzeug eben geht, gemütlich. Der Flieger füllt sich und wir warten nur auf die Worte >Bording completed<. Aber stattdessen erklärt man uns, wir können noch nicht starten, weil der Flughafen auf La Réunion erst um 7 Uhr morgens öffnet. Hmm hätte man das nicht schon früher wissen können? Also gut, das nahezu voll besetzten Flugzeug bleibt also erst mal eine Stunde am Gate stehen, ohne Klimeanlage. Ich dachte, wir sitzen in einem Zug der Deutschen Bahn. Eine knappe Stunde später erwarten wir mit der nächsten Durchsage die Startfreigabe. Aber nein, weil es so schön war, sollten wir noch eine weitere Stunde, im Flugzeug, warten. Der Grund: In den Luftraum über La Réunion darf erst eingeflogen werden, wenn der Tower besetzt ist (normal) und deshalb haben wir einen neuen Landeslot bekommen. Ursprüngliche Landezeit war um 5:40 Uhr, tatsächlich gelandet sind wir dann um kurz nach 8 Uhr. Aber dann haben wir es doch geschafft. Endlich wieder zurück. Vor dem Flughafengebäude die ersten tiefen Atemzüge. Es fühlt sich so gut und gleichzeitig so unwirklich an wieder hier zu sein.

Angekommen im Winter

Knapp 2 Stunden nach der Landung sind wir dann endlich am Haus angekommen. Erschöpft und erleichtert bringen wir zuerst unseren Kater in die Wohnung, damit er endlich aus seiner Reisetasche raus kann. Und ganz nebenbei, er hat die lange Reise sehr gut überstanden und war die ganze Zeit über überraschend ruhig. Jetzt sind wir endlich da. Es fühlt sich an, als wären wir nie weg gewesen. Schnell sind die Koffer ausgeräumt und der selbstverständlich mitgebrachte Mini-Kranzbaum für Themba aufgebaut. Nachdem wir unsere Aufgabenliste für das Haus studiert hatten, genießen wir erst mal die gewohnte Aussicht. In die eine Richtung sehen wir vom Balkon aus die wunderschönen Berge, fast zum Greifen nah. Und 90° dazu fällt unser Blick runter nach Saint Pierre auf den Indischen Ozean. Dem Garten um das Haus sieht man an, dass es in letzter Zeit wohl recht trocken war. Wir machen eine Runde ums Haus und begrüßten die beiden Katzendamen, das Hühnchen und die zwei Schildkröten. Später kam noch ein Bekannter unserer Freunde und brachte uns das Auto. Somit konnten wir auch unseren ersten Grundeinkauf im nahegelegenen Supermarkt erledigen. Zum Tragen wäre das etwas zu viel geworden. So verging der erste Tag auf der Insel relativ schnell. Die Sonne geht hier auch wesentlich früher unter als in Deutschland.

Die ersten Nächte und eigentlich auch die Tage waren unerwartet kalt. Na ja, die Insel liegt ja auf der Südhalbkugel und demnach ist auf La Reunion Winter, während es in Europa Hochsommer ist. Wir wussten ja ungefähr, worauf wir uns einstellen mussten, dennoch ist so ein großer Temperaturunterschied durchaus gewöhnungsbedürftig. Immerhin kamen wir von Tagestemperaturen um die 30 °C zu anfangs knapp unter 20 °C und dazu wehte meistens ein ziemlich frischer Wind. Vor allem aber Nachts wurde es mit 13/14 °C doch recht frostig. Die Häuser hier sind anders isoliert und unser Haus hat, wie die meisten hier, keine Heizung. In unserem Appartement haben wir einen kleinen Heizstrahler stehen, den wir während der ersten ein bis zwei Wochen doch intensive genutzt haben.

Der Tagesablauf spielte sich relativ schnell ein. Morgens die Katzen und das Hühnchen versorgen, mittags sind die Schildkröten dran und abends nochmal die Katzen. Zwischendrin Katzenklo reinigen, Rollläden hoch und runtermachen, Lüften, Pool und Terrasse sauber halten, Garten bewässern und die Mülltonnen zur Leerung auf die Straße stellen. Was man eben so alles am Haus machen muss. Vier Tage nach unserer Ankunft startete unsere Remote-Office-Phase und so vergingen die ersten Wochen doch sehr schnell. Am Wochenende haben wir unser Ritual von unserem Sabbatical, jeden Samstag zum örtlichen Markt zu gehen, wieder aufleben lassen. Die Auswahl ist auch im Winter fantastisch, auch wenn es saisonbedingt natürlich nicht alles gibt, was wir das Letzte mal hatten. Aber dafür eben „Winter“-gemüse und -obstsorten. Doch das besten an unseren Samstagen, sind die frischen Samosas vom Markt, die wir uns meistens zum Mittagssnack mit nach Hause genommen haben.

Viel Zeit für Ausflüge bleibt uns während der Arbeitsphase nicht, aber dafür nutzen wir die letzten zwei Wochen Urlaub um auch die ein oder andere Tour mit unserem felligen Begleiter zu unternehmen. Darüber erzählen wir Dir mehr in unserem nächsten Beitrag.

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Wir müssen reden!