Wandern auf Saba
Wie schon in einem der Blog-Beiträge erwähnt, kann man eines neben dem Tauchen auf Saba besonders gut. WANDERN. Es wird sich hier sehr viel Mühe gegeben, die Trails in gutem Zustand zu halten. Was in dem Terrain, bei der Vegetation und dem Klima alles andere als einfach ist. Ein sehr schöner Nebenaspekt, immer mehr Bereiche der Insel werden unter Naturschutz gestellt. Heißt auch die Wanderungen führen oftmals durch diese Bereiche. Was dazu führt, dass es etwas strenger zugeht, was die Wegführung betrifft. Aber gleichzeitig auch, dass die Natur besser erhalten bleibt und man diese wunderbaren Regen –und Nebelwälder noch besser genießen kann.
Eine weitere Besonderheit ist hier, dass in kürzester, aber auch sehr anstrengender Zeit, die verschiedensten Klimazonen durchwandert werden können. Alles in allem sind die verschiedenen Wanderungen bezaubernd und abwechslungsreich. Und während man im dichten Grün der Wälder unterwegs ist, kann man, sobald sich irgendwo eine Lücke auftut, von fast überall das Meer sehen. Eine wirkliche Besonderheit einer solch kleinen und „hochgewachsenen“ Insel.
Gerne möchte ich (Thomas) Dir 2 sehr schöne Wanderungen vorstellen, welche wir mit einer neu gefundenen Freundin auf Saba gemacht haben.
Tour 1: Zum Gipfel des Mount Scenery
Wir haben bestimmt schön öfter in unserem Blog erwähnt, dass sich auf Saba der höchste Berg der Niederlande befindet. Der Mount Scenery. Die Wanderung hoch zum Gipfel zählt wohl zu den bekanntesten und ist bei den Touristen am beliebtesten. Und da unsere Begleitung zum ersten Mal hier ist, durfte diese Tour natürlich nicht fehlen. Obwohl nur knapp 900 Meter hoch, sind, je nachdem von wo man startet, einige Höhenmeter zurückzulegen. Wodurch die Wanderung durchaus recht kräftezehrend sein kann. Bei der Wahl des Weges und des Startpunktes gibt es diverse Möglichkeiten. Denn gefühlt verhält es sich mit dem Mount Scenery wie mit Rom. Alle Wege führen zum Mount Scenery.
Rauf gehts durch den Feenwald
Wir haben den Weg schon diverse Male zurückgelegt und entschieden uns dieses Mal für den Startpunkt des Elfin Forest Trails. Der Elfin Forest Trail startet zwischen Windwardside und Hells Gate und um dort hinzukommen, muss man entweder zu Fuß der Straße entlang gehen oder sich eine Mitfahrgelegenheit besorgen. Wir entschieden uns für den Mittelweg und haben für die letzte, steilere Straße die Mitfahrgelegenheit gerne in Anspruch genommen. Der Weg selbst startet dann erst mal etwas gemütlicher, aber wunderschön in das dichte Grün des hier schon eher feuchten Waldes. Im Nu fühlt man sich wie mitten im Dschungel. Hohe dichte Bäume, Lianen und Pflanzen, wo das Auge hinfällt. Nach dem recht kurzen, gemütlichen Teil, geht es dann schon gleich ab in den Aufstieg. Über unzählige Serpentinen geht es recht steil den Berg hoch. Das bleibt auch so bis kurz vor dem Gipfel. Immer wieder kommt man auf offenere Stellen, immer noch dicht bewachsen, aber ohne die hohen Bäume. Und so ergibt sich eine wunderbare Aussicht. Das ist mitunter äußerst spektakulär. Der Blick auf die steile Küste und das Meer, der Blick auf das im Hang gelegene Hells Gate und den so abenteuerlich gelegenen Flughafen zieht einen so richtig in seinen Bann. Aber auch der Blick auf die umliegenden Inseln, speziell bei klarer Sicht, ist wunderschön.
Unterhalb des Gipfels ist eine Art Plateau, welches man nach dem anstrengenden aber schönen Aufstieg erreicht. Hier ist das Dach aus Bäumen und Palmen wieder sehr dicht und man bekommt das absolute Dschungel-Feeling. Dann ist man auch in dem namensgebenden Elfin Forest. Auf Deutsch Feenwald, aber fachlich würde man wohl eher Nebelwald dazu sagen. In diesem Abschnitt ist es so gut wie immer feucht, was auch zu der tollen Vegetation führt. Mit dem Nebel, der sich hier oft bildet, sieht das schon sehr mystisch aus, was sicher zum Namen beigetragen hat.
Die Belohnung aller Mühen
Von hier ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Mittlerweile hat man auf dem letzten Teilstück eine Holzbeplankung installiert. Das sorgt sicher dafür, dass der Weg nach oben weniger beschwerlich und gerade bei nassem Wetter weniger matschig ist. Nimmt aber dem ganzen auch ein wenig den Spaß und das Abenteuer. Aber gut. Oben angekommen, ergibt sich für Mutige, bzw. Höhenangstfreie eine atemberaubende Aussicht. Jeden Punkt der Insel kann man hier überschauen und die Fernsicht auf die umliegenden Inseln ist wahnsinnig toll. Aber die Aussichtsstellen sind teils sehr ausgestellt, was schnell mal zu weichen Knien führt.
Wir verweilen hier oben ein wenig, genießen die Aussicht und machen natürlich diverse Fotos. Als sich am Berg dann die ersten Wolken bilden, was hier blitzschnell passieren kann, machen wir uns auf den Rückweg. Hierfür nehmen wir den „Standardweg“ über die Stufen. Etwas länger, aber gemütlicher. Der Aufstieg über den Elfin Forest Trail ist aber definitiv unser Favorit und mit etwas Glück wird man mit einer wirklich tollen Aussicht belohnt.
Tour 2: Ein ambitioniertes Vorhaben
Da wir alle drei sehr motiviert waren, die letzte gemeinsame Tour Spaß machte und wir die Pause vom Tauchen nutzen wollten, haben wir einen eher ambitionierten Plan ausgearbeitet. Hierbei wollten wir mehrere Trails kombinieren und so eine längere Tour um die Insel machen. Startpunkt war Windwardside und über den Buds Mountain Trail geht bis unter den Gipfel. Von hier wieder hinab über den Elfin Forest Trail, bis man den Sandy Cruz Trail kreuzt, diesen folgen wir dann bis zum All Too Far Trail, an den Sulfur Mines vorbei bis nach Hells Gate. Und ab hier geht es dann entweder zu Fuß, oder mit Glück und Geduld per Mitfahrgelegenheit zurück. Nicht ganz eine Inselumrundung, aber man muss es ja nicht gleich übertreiben.
Wir trafen uns also am Startpunkt und los ging es. Von der Leiterin der Tauchbasis, an der wir vorbeikamen, gab es noch ein „Viel Spaß“ auf dem Weg. Den sollten wir haben.
Die erste Etappe geht gleich ordentlich den Berg hoch. Na ja, auf Saba geht es meistens entweder Bergauf oder Bergab. Gerade geht es selten. Der Buds Mountain Trail ist eine schöne Abwechslung zum „Standard“-Weg hoch zum Gipfel. Vor allem hat er wesentlich weniger Stufen. Das ist ja mit das anstrengendste an der anderen Route, die 1064 Stufen zu überwinden. Obwohl das Klima hier noch etwas trockener ist, ist es schon unglaublich grün. Mit etwas Glück und vor allem guten Augen kann man verschiedene Tiere beobachten. Neben den vielen Vögeln, auch verschiedene Reptilien z. B. Schlangen, Anolis oder Iguanas.
Es wird feuchter und rutschiger
Je höher wir dann kamen, desto feuchter wurde es. Nicht nur das Klima selbst, sondern vor allem das Wetter. Wie so oft wechselt das Wetter auf Saba recht schnell. Während es weiter unten noch trocken ist und nicht mal Wolken zu sehen sind, kann es oben am Berg schon regnen. Allerdings war es nicht so schlimm, als dass wir umdrehen mussten. Da wir bereits am Gipfel waren, fiel uns die Entscheidung, diesen nicht mitzunehmen, nicht so schwer. Die Sicht würde heute ohnehin nicht sonderlich gut sein. Also nahmen wir den Weg am Gipfel vorbei. Dachten wir zumindest. Kurz nachdem wir abgebogen sind beginnt, ähnlich dem Weg hoch zum Gipfel, ein sehr neu aussehender Holzsteg. Wir kennen ja die Wege bereits von den letzten Malen als wir hier waren. Und damals steckten wir teilweise knöcheltief im Matsch. Daher schien es erst mal sehr praktisch, wenn auch weniger abenteuerlich zu sein. Aber nach kurzer Strecke merkten wir, dass diese Holzplanken und das feuchte Klima, bzw. der Regen eine sehr rutschige Kombination ist (Mittlerweile hat man das verbessert und ein Metallgitter drauf platziert). Und so rutschen wir eher hinauf als dass wir gingen. Ja, wir rutschten hinauf, nicht hinab. Uns wurde bald klar, dass das wohl der falsche Weg war. Es fiel uns dann auch ein, dass es ja unterhalb des Gipfels noch einen Aussichtspunkt gab. Das musste also dieser Weg sein. Da wir dort aber überhaupt nicht hinwollten, hieß es umdrehen. Jetzt wurde es aber so richtig aufregend. Der Weg war bergauf wesentlich einfacher als bergab. Stellenweise überlegten wir schon, uns einfach hinzusetzen und auf dem Hosenboden herunterzurutschen. Aber immerhin haben wir den Spaß dabei nicht verloren.
Endlich am Elfin Forest angekommen, mussten wir feststellen, dass die Empfehlung, den Weg nicht zu nehmen, falls es nass ist, durchaus ihren Grund hatte. Aber trotzdem konnten wir den Weg genießen. Denn ein Regenwald bzw. Nebelwand bekommt bei regnerischen, trüben Wetter eine besondere Atmosphäre. Nachdem wir die matschigen Hindernisse hinter uns gelassen hatten, erreichten wir nach kurzem Marsch über den Sandy Cruz Trail den All Too Far Trail. Das war das erste Mal, dass wir diesen Weg nahmen. Da man sich hier schon wieder weiter unten am Berg befindet, ist es bereits wesentlich trockener. Der Weg selbst ist recht steil, also insbesondere bergab eher anspruchsvoll und stellenweise nichts für Menschen mit Höhenangst. In unzähligen Serpentinen arbeitet man sich zu weniger stark bewachsenen, steinigeren Gelände vor. Dieser schnelle Wechsel der Vegetation und des Geländes ist immer wieder faszinierend. Über eher offenes, an eine Steppe erinnerndes Gelände entlang der Nordküste, geht es an den Sulfur Mines vorbei bis nach Hells Gate. Der drittgrößten Siedlung auf Saba. Die Schwefelminen sind derzeit wegen Einsturzgefahr geschlossen. Bevor wir allerdings den Wanderweg verlassen und zur Siedlung gehen, machen wir noch einen Abstecher zu einer Stelle mit Aussicht auf den Flughafen. Die Zeit für Fotos haben wir uns an dem Tag immer genommen, so auch hier. Nach dem Fotoshooting ging es dann weiter.
Wie die Zeit vergeht.
Allerdings mussten wir feststellen, dass wir viel länger gebraucht hatten als gedacht. Das lag sicher an den Witterungsverhältnissen, aber auch an dem kleinen Umweg, sowie den Foto-Stopps. Vor allem ich (Thomas) kann meistens nicht nur ein Foto an jedem Spot machen. Ein Segen, wenn man dann so geduldige Begleiter hat, die hierfür Verständnis aufbringt, oder sogar manchmal für ein Foto posiert. Die Sonne ging also schon langsam unter und der Weg zurück war noch recht weit. Und würde uns vor allem auch großteils entlang der Straße führen. Das war uns dann doch etwas zu heikel, wenn man den Verkehr hier teilweise bedenkt. Was also tun? Uns fiel ein, dass wir ja gute Freunde in Hells Gate haben. Und bis dort war es nicht sehr weit. Also nichts wie hin und fragen, ob sie uns zurückfahren. Zwar konnten sie uns nicht fahren, aber auf gute Freunde ist immer verlass. Daher gaben sie uns die Schlüssel, damit wir selbst fahren konnten. Dass das zu einem ganz anderen Abenteuer führen sollte, wussten wir da noch nicht. Aber diese Geschichte erzählen wir ein andermal.
Was die Wanderung angeht, so müssen wir sagen, dass sie trotz, oder vielleicht gerade deswegen zu einer der schönsten und auf jeden Fall lustigsten zählt, die wir gemacht haben.
Es gibt so viel mehr Wege hier zu entdecken. Jeder anders und mit seiner ganz eigenen Schönheit. Sodass es eigentlich zum Pflichtprogramm bei einem Besuch auf Saba gehört, zumindest ein paar davon zu wandern. Wir jedenfalls können uns auch nach diversen Begehungen nicht an der wunderbaren Natur satt sehen.