Endlich wieder erste Schritte auf Saba

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10 Tage Quarantäne. Die Zeit wird sicher schnell vergehen, dachten wir uns. Und in der Tat rückblickend ging es schnell vorbei. Nichtsdestotrotz gab es mehrere Momente während der Quarantäne, wo uns das Warten schon etwas verrückt gemacht hat. Nicht wegen der 10 Tage, sondern eher wegen den vergangenen gut 6 Monaten in denen wir auf den Augenblick gewartet hatten die Insel wieder zu betreten. Nun ist man hier und darf nicht raus. Die Zeit haben wir trotzdem gut genutzt, um z.B. die letzten Monate Revue passieren zu lassen oder Beiträge für unseren Blog zu verfassen. Ich (Thomas) habe außerdem einige Fotos der letzten Monate sortiert sowie bearbeitet und habe auf unserem Grundstück bereits einige Fotos gemacht. Christina hat währenddessen fleißig gemalt und Yoga praktiziert. Dazwischen haben wir die tolle Aussicht und die Natur um unser aktuelles Heim genossen. Wir wohnen etwas abseits, was bedeutet, dass man die letzten 200 Meter nur zu Fuß zu dem Haus gelangt. Dadurch ist es hier wirklich ruhig. Lediglich Vogelgezwitscher, das Rauschen der Blätter im Wind und das ein oder andere Flugzeug kann man hier hören.

Versorgt wurden wir während der Zeit hervorragend. Mehrere Freunde auf der Insel haben für uns eingekauft und uns die Sachen mit Sicherheitsabstand auf der Terrasse hinterlassen. Das hat so reibungslos geklappt und wir sind ihnen unglaublich dankbar dafür. Die Lieferungen waren auch immer eine etwas komische Situation. Endlich sieht man seine Freunde wieder, darf ihnen aber nur aus Sicherheitsabstand zuwinken. Das hat die Sehnsucht nach dem Ende der Quarantäne nicht gerade kleiner gemacht. Alle zwei Tage trudelte dann noch „Post“ via WhatsApp bei uns ein. Das Gesundheitsamt hat sich regelmäßig nach unserem Befinden erkundigt. Da sind sie hier definitiv sehr akkurat und genau. Der Erfolg spricht für sich. Dann schließlich der letzte Tag der Quarantäne. Am Morgen bekamen wir Besuch vom Gesundheitsamt, um den Abstrich für den PCR-Test zu machen. Spätnachmittags kam die erhoffte Nachricht. Unsere Tests sind negativ. Heißt wir dürfen am nächsten Morgen raus! Finally!

Hallo, da sind wir wieder

Am nächsten Morgen ging es zum ersten Mal nach Windwardside. Eine der beiden größeren Ortschaften. Ziel war die Bäckerei Bizzy B, zum Frühstück. Wir sind kaum aus der Haustür, als ich mich an Christina wende und sie frage, ob sie denn die Masken dabei hat? Dabei brauchen wir sie hier nicht mehr. Wir sind es einfach schon zu sehr gewohnt. Auch unten im Dorf, beim Betreten eines Geschäfts, Restaurants oder dergleichen ertappen wir uns in den ersten Tagen dabei, erschrocken zusammenzuzucken und nach einer Maske zu suchen. Es sollte ein paar Tage dauern, bis wir sie nicht mehr einpacken und beim Einkaufen oder so nicht mehr an sie denken.

Vor der Bäckerei machten wir aber noch einen Abstecher zu unseren Freunden ins Brillengeschäft. Wie bereits in unserer 3-teiligen Serie über Saba erwähnt, gehört es einem Mutter-Tochter-Gespann aus Stuttgart. Dort trafen wir nur auf die Tochter. Ihre Mutter, wie wir erfuhren, war selbst erst angekommen und befand sich noch in Quarantäne. Wir wurden in einer längeren Unterhaltung auf den neuesten Stand gebracht. Was hier so in den letzten Monaten los war, was sich geändert hat und wie die Inselbewohner mit der Corona-Pandemie umgehen. Wir waren einfach nur froh wieder in dem Laden zu stehen und mit ihr zu sprechen. Das letzte Mal, als wir sie gesehen hatten, war 2017 in Stuttgart nach Hurrikan Irma. Eine Woche später sollten wir dann schließlich auch ihre Mutter wieder sehen mit noch mehr Gesprächsstoff. Nach einer Weile eisten wir uns schließlich los und gingen nebenan zur Bäckerei. Dort auf der Breadline Plaza sitzend und unseren Kaffee genießend hatten wir es immer noch kaum realisiert endlich hier zu sein. Alles war noch immer so vertraut. Wie immer ein heiteres Kommen und Gehen auf dem recht zentralen Platz. Aus den Blicken und Begrüßungen der Menschen konnte man auch einiges Lesen. Sie konnten uns definitiv direkt zu den sogenannten Langzeit-Touristen zuordnen. Es gibt sogar eine spezielle Bezeichnung für diese Art Touristen: Staycationer. Eine Mischung aus Stay, also Bleiben, und Vacationer, Urlauber.

Nach unserem leckeren Frühstück hieß es erst mal sich die Beine vertreten und das beschauliche Örtchen begutachten. Ausschau halten danach was sich so verändert hat. Kurz, es ist nicht viel. Bevor es zurück zum Haus geht, machen wir unseren ersten eigenen Einkauf. Mal sehen, was es so gibt. Es ist tatsächlich immer eine kleine Überraschung zu sehen was gerade ausverkauft ist. So etwas ist man bei uns eigentlich gar nicht gewöhnt.

Zum Rückweg muss ich an dieser Stelle noch etwas erwähnen. Unser Haus liegt etwa 100 Meter über Windwardside, in dem Ortsteil „The Level“. Und diese 100 Höhenmeter werden auf sehr kurzer Strecke überwunden. Das heißt, der Rückweg ist immer mit einem kleinen Workout verbunden. Dementsprechend ist der erste Aufstieg, zusammen mit den Einkäufen, sehr beschwerlich. Wir haben noch kein Auto, wollen das aber auf jeden Fall noch organisieren. In der Zwischenzeit sprechen wir uns mit unserer Freunden ab. Die nehmen uns freundlicherweise gerne mit und das erleichtert uns auf jeden Fall unsere Einkäufe.

Abendgestaltung

Wir sind hier ja nicht im Urlaub und daher werden wir sicher nicht jeden Tag zum Essen ins Restaurant gehen. Ganz im Gegenteil, wie schon auf Reunion versuchen wir hier zu leben, wie wir es auch zu Hause tun würden. Und ob ihr nun überrascht seid oder nicht, aber auch in Deutschland sind wir nicht täglich zum Essen ausgegangen. Trotzdem gibt es gerade am Anfang mit den ganzen Wiedersehen viele Gründe, um gemeinsam Essen zu gehen.

So hat uns dann auch eine unserer besten Freundinnen zu sich nach Hause eingeladen. Dort haben wir gemeinsam mit Ihrer Familie gegessen und uns lange unterhalten. Nebenbei haben wir noch ihren zweijährigen Sohn bespaßt, der uns ganz schön auf Trab gehalten hat. Ihr Mann ist auch eine ganz tolle Seele und es hat uns unglaublich gefreut dort zu sein. Christina hat sich Außerdem an dem kleinen Zoo erfreut. Zwei Katzen, ein Hund und eine Baby-Ziege. Es war ein wunderschöner Abend, so als wären wir nie weg gewesen und würden solche Abende öfter miteinander verbringen. An diesem Abend haben wir auch einen tieferen Einblick in das aktuelle Seelenleben der Inselbewohner erhalten. Was wir das Paradies nennen würden, mit all den Freiheiten während der Pandemie, wird hier gar nicht so sehr wahrgenommen. Etwas ganz anderes ist hier passiert, was wir uns als Außenstehende vielleicht gar nicht so richtig vorstellen können. Zum Anfang der Pandemie gab es letzten Frühling hier ebenfalls einen Lockdown. Und zwar einen der richtig harten Sorte. Dagegen ist das bei uns in Deutschland das reinste Kinderspiel. Die Bewohner durften einen Monat lang das Haus nicht verlassen. Auch nicht zum Einkaufen. Alles wurde geliefert. Lediglich die Terrasse, den Balkon oder den Garten durfte man betreten, so weit man einen hatte. Dazu kommt, dass man seit einem Jahr die Insel eigentlich nicht verlassen kann. Und spätestens da fängt es an im Kopf zu arbeiten. Auch wenn viele während eines normalen Jahres die Insel nicht oft oder gar nicht verlassen, so ist es doch wichtig die Option zu haben. Allein die Möglichkeit auf eine der Nachbarinseln zu kommen und dort etwas Abwechslung zu haben, andere Geschäft zu finden oder Freunde zu treffen, ist für die Menschen schon sehr wichtig und macht psychisch viel aus. Daher überrascht es auch nicht, dass die Nerven in der letzten Zeit etwas angespannter sind als sonst und es häufiger zu Konflikten kommt.

Einen weiteren Abend verbringen wir mit unserer Freundin, die uns ihr Haus vermietet, und ihrem Freund im Longhaul. Einem Restaurant/Kneipe, welche wir von unseren letzten Aufenthalten schon sehr gut kennen. Eher spontan gehen wir nach dem Einkaufen mit ihr hier hin um gemeinsam zu Essen und ein paar Drinks zu haben. Wenn man es genau nimmt war es das erste Mal, dass wir mit ihr einen so entspannten Abend verbringen. Im ersten Jahr waren wir ja alle mit dem Hurrikan beschäftigt und auch sie hatte wegen des Hotels u.s.w. nicht wirklich den Kopf dafür. Das Jahr danach hatten wir uns nur kurz gesehen und auch da hatte sie bis über beide Ohren zu tun. Daher genossen wir das schon sehr und waren froh mehr von ihr zu erfahren. Sie erzählte uns von ihren sehr bewegten letzten 2 Jahren, was wir bisher nur aus der Ferne verfolgen konnten. Vor allem ihre Krankheit und die Behandlung haben viel Energie in Anspruch genommen. Dabei sind es vor allem solche Fragen wie z.B. „Wo kann ich mich behandeln lassen?“, „Wie komme ich da hin und wieder zurück?“. Bei uns in Deutschland ist das nächste Krankenhaus ja nie weit. Und auch wenn es etwas spezieller wird, kann einem fast überall geholfen werden. Es gibt hier auf Saba zwar Ärzte und ein Krankenhaus, allerdings für grundlegende Versorgung. Für spezielle Themen muss man meist auf eine andere Insel oder das Festland ausweichen. Und gerade in Zeiten von Corona ist das gar nicht so einfach.

An diesem Abend hatten Christina und ich auch ein kleines Déjà-vu. Wie gesagt kennen wir das Longhaul bereits und müssten es eigentlich besser wissen. Trotzdem sind wir wieder mal in die Falle getappt. Aufgrund der Erinnerungen an die Größe der Pizzen bestellten wir nur eine zu zweit, dafür aber die große Variante. Was soll ich sagen? Als die Pizza kam, mussten wir beide gleich lachen und es fiel uns plötzlich wieder ein wie groß sie tatsächlich sind.

Abgeschlossen wurde unsere Reihe mit einem Abendessen im Brigadoon. Dort sollten wir den ehemaligen Kapitän der Tauchbasis, mit der wir die letzten Jahre Tauchen waren, und seine Frau treffen. Mit ihm haben wir uns in 2017 sehr gut befreundet und sind seither immer in Kontakt geblieben. Umso schöner war es ihn endlich wiederzusehen. Er arbeitet mittlerweile im Marine Park und hat bereits angedeutet, dass wir demnächst unbedingt zusammen raus aufs Meer fahren müssen. Wir hoffen natürlich über ihn auch einen guten Kontakt zum Marine Park herstellen zu können und er hat bereits erwähnt, dass er uns dort schon angekündigt hat. Das wäre eine gute Gelegenheit um mehr über die aktuellen Projekte und natürlich über unsere Arbeit für das Sharkproject zu sprechen. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit als Freiwillige bei dem ein oder anderen Einsatz zu helfen. Der weitere Abend war einfach nur großartig. Wir unterhielten uns so als ob wir nie weg gewesen wären und das, obwohl wir seine Frau vorher nur zweimal gesehen haben. Es war sehr vertraut.

Endlich Abtauchen

Ganz oben auf unserer Liste, nachdem wir aus der Quarantäne gekommen waren, stand natürlich das Tauchen. Das letzte Mal war schließlich schon zu lange her. Es war während unseres letzten Aufenthalts auf Saba im Jahr 2018. Daher führte uns unser Weg sehr bald in den aktuell noch offenen Dive-Shop. Dort informierten wir uns über die möglichen Tauchgänge und wie das alles aktuell organisiert wird. Derzeit gibt es außer uns vermutlich nur 3–4 andere Taucher von außerhalb. Alle anderen sind Locals oder Studenten. Daher wird es eher recht spontan und kurzfristig gehandhabt. Es gibt eine WhatsApp-Gruppe, in der das Tauchcenter regelmäßig Umfragen einstellt. Kommen dann genügend Taucher zusammen, geht es raus.

An unserem ersten Tauchtag ist die Vorfreude schon riesig. Wir kennen die Gewässer ja schon und wissen ungefähr was uns erwartet. Haie, Rochen, Schildkröten, Lobster und jede Menge andere Meeresbewohner. Zwei andere Nachrichten lassen unsere Vorfreude noch größer werden. Es gab mehrere Sichtungen von Tigerhaien und es ist Walsaison. Natürlich ist es immer Glücksache, daher sind wir nur vorsichtig optimistisch. Es geht aufs Boot und die Routine wird abgearbeitet. Jacket und Atemregler an der Flasche montieren, Equipment checken sowie Flossen, Boots und Maske bereitlegen. Dann gehts raus aufs Meer. Nachdem wir uns in unsere Neoprenanzüge gequält haben machen wir uns auch schon bereit ins Wasser zu steigen. Per Rückwärts-Rolle gehts ins Wasser und dann heißt es abtauchen. Die ersten Minuten sind wir, wie so oft beim ersten Tauchgang nach längerer Zeit, mehr mit uns beschäftigt. Es dauert eine Weile bis wir in unseren Rhythmus finden. Aber dann können wir es wieder voll und ganz genießen. Endlich befinden wir uns wieder in dieser wunderbaren Welt. Auch wenn der erste Tauchgang, bzw. der Tauchplatz kein Spektakel bietet, sind wir doch richtig happy. Die nächsten Tauchgänge werden dann immer besser. Die Sicht ist für die aktuelle Jahreszeit doch recht ordentlich. Und es dauert auch nicht lange bis wir die ersten Haie sehen dürfen. Immer wieder ein faszinierender Moment, wenn diese wie aus dem nichts auftauchen und mit ihrer Eleganz um einen herum schwimmen. Wir sind jedes Mal unglaublich dankbar für diese Begegnungen. Daneben freuen wir uns über viele Schildkröten, die immer sehr entspannt sind und teils sehr nahe kommen, Barrakudas, Rochen oder Stachelmakrelen, die zu meinen Lieblingsfischen zählen. Aber alleine die Unterwasserwelt und die Korallen hier sind wirklich bezaubernd, vor allem da die Riffe hier großteils noch in Takt sind.

Die nächsten Tage und Wochen werden wir sicher noch mehr tauchen gehen. Aber auch die ein oder andere Wanderung werden wir machen. Das kam bisher noch zu kurz. Auch darauf freuen wir uns schon sehr. Heißt eine Wanderung hier ja auch immer, dass man die wunderschöne, vielfältige Natur bewundern darf.

Impressionen unserer ersten Tauchgänge.

Die nächsten Wochen werden sicherlich aufregend und wir haben auch schon einiges geplant. Das Gespräch mit dem Marine Park und vielleicht sogar ein Arbeitseinsatz für diesen, Freunde treffen, fotografieren gehen, Tauchen, Wandern, eine Geburtstagsfeier zu Wasser und noch viel mehr. Wir freuen uns darauf und werden Dir natürlich davon berichten.

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