La Reunion - Grünes Paradies

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Davon, dass das Klima des Indischen Ozeans ideale Voraussetzungen bildet für eine gewaltige Pflanzenvielfalt, konnten wir uns schon bei unseren Reisen nach Mauritius überzeugen. La Reunion ist hier keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. Schon bei unseren Wanderungen durch die verschiedensten Wäldern bekamen wir einen guten Eindruck davon, wie die Insel wohl ausgesehen hat bevor sie besiedelt und landwirtschaftlich genutzt wurde. Wie wertvoll diese Vielfalt der Pflanzenwelt ist, wurde auch seitens der Regierung erkannt und es werden mehr und mehr Bereiche der Insel unter Naturschutz gestellt. Darunter auch einige Areal mit noch erhaltenen Primärwäldern. Auch Urwald genannt, also ein von Menschen unberührter Wald. Zum Erhalt und zur Erforschung der Flora wurden außerdem diverse botanische Gärten auf der Insel eingerichtet. Sie dienen zur Bildung, dem Studium von Pflanzenarten, als Speicher von besonders bedrohten Arten und zu guter Letzt auch als Ort der Entspannung.

Die Auswahl an botanischen Gärten, teilweise auch nach speziellen Themen ausgerichtet, ist auf die doch eher kleine Insel bezogen, wirklich groß. Für uns, als Fans von botanischen Gärten, genau das richtige. Es ist einfach immer wieder faszinierend die Vielfalt und große schöpferisch Kraft der Natur an einem Fleck zu bewundern. Daher nutzten wir unsere Zeit, um einige dieser besonderen Orte zu besuchen. Darunter der „Jardin des Parfums et des Epices“, „Domaine Café grillé“, der „Park des Palmiers“ und das „Consveratoire Botanique National de Mascarin“. 

Jardin de Parfumes et Epices

Übersetzt heißt dieser Botanische Garten so viel wie „Garten des Parfums und der Gewürze“. Du kannst dir sicher schon vorstellen, wofür er bekannt ist. Es gibt hier ca. 1500 verschiedene Pflanzenarten zu sehen. Darunter sehr viele verschiedene Gewürze wie Ingwer, Kurkuma, Vanille, Nelken, verschiedene Farne, Pfeffer und vieles mehr. Außer Gewürzen finden sich hier die verschiedensten Pflanzen und Blüten die zur Parfumherstellung verwendet werden. Dafür ist La Reunion schon seit jeher bekannt. Ein Beispiel dafür sind die verschiedensten Geranienarten. Die Essenz aus dem daraus gewonnenen Geranium wird für die Herstellung verschiedenster Parfüms und sonstiger wohlriechender Produkte eingesetzt. Das alles befindet sich neben anderen wunderschönen Pflanzen- und Baumarten. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man auch das eine oder andere Tier im Dickicht. Verschiedene Vogelarten, mit Glück ein Chamäleon oder einen großen Tenrek. Das sind niedliche kleine Verwandte des Igels, die im Unterholz ständig auf der Suche nach Futter sind.

Den Besuch hier haben wir mit einer kleinen Wanderung im angrenzenden „Foret de Mare Longue“ verbunden. Das bietet sich an und ist auch wirklich zu empfehlen. Dabei handelt es sich um einen der noch erhaltenen Primärwälder. Dementsprechend wild und vielfältig ist er. Glücklicherweise ist sogar dort sehr viel beschildert und so kann man sich mehr über die einzelnen Pflanzen und Bäume informieren. Helfen die Schilder mal nicht weiter, kann man immer noch auf das Smartphone zurückgreifen. Wir haben eine tolle App entdeckt, welche wir doch des Öfteren auf der Insel benutzt haben. Ein Foto von der Pflanze gemacht und schon spuckt einem die App recht zuverlässig den Namen mit zusätzlichen Infos aus. Sehr praktisch.

Domain de Café grillée

Weiter gehts in dem Garten, der nach dem für die Insel berühmten Café Bourbon benannt ist. In diesem Garten trifft Botanik auf Geschichtsunterricht. Beim Spaziergang durch die Pflanzenwelt begeht man sozusagen die Geschichte der Pflanzen auf der Insel. Man startet bei den ursprünglich auf Réunion heimischen Pflanzen. Viele wunderschöne und wohlriechende Blumen und Blüten. Weiter geht es unter Palmen und Lianen hindurch an Bambus vorbei zu den vom Menschen kultivierten Pflanzen. Verschiedenste Obstsorten, wie Ananas oder Granatäpfel, Gewürze wie Vanille oder Zimt, und natürlich zu guter Letzt Kaffee. Außerhalb der Zeiten von Corona gibt es hier auch Führungen. Dabei wird mehr auf die Geschichte der Insel und des Kaffees eingegangen. Leider kamen wir nicht in diesen Genuss. Aber ein kleiner Film gleich im Eingangsbereich und vor allem die freundlichen Angestellten versorgten uns mit den wichtigsten Informationen. Im Anschluss an unseren Aufenthalt im Garten, sind wir noch in das zugehörige Café gegangen, um uns eine der köstlichen Kaffeesorten zu genehmigen. Dabei bekamen wir von dem netten Mitarbeiter eine kleine Exkursion in die Geschichte des Kaffees auf der Insel. Dabei erfuhren wir auch von dem berühmten Café Pointu. Einem der besten und zugleich teuersten Kaffeesorten der Welt. Natürlich haben wir davon gekostet. Ob er nun den teuren Preis wert ist, muss jeder selbst beurteilen.

Park de Palmiers

Ganz in der Nähe unsere Wohnung gibt es den Palmengarten. Dieser ist frei zugänglich und beherbergt eine Unmenge an verschiedenen Palmenarten. Wusstest Du wie viele verschiedene Palmen es auf der Welt gibt? Es sind 2800 Arten aus 190 verschiedenen Gattungen. In den 90ern hatten man die Idee in Le Tampon einen Garten ausschließlich für die Palmen zu erstellen. Neben der großen Menge an CO2 welchen der, mitten in der Stadt befindliche Garten absorbiert, übernimmt er vor allem die Aufgabe gefährdetet und selten gewordene Palmenarten hier zu kultivieren und so deren Bestand zu sichern. Mittlerweile beherbergt der Garten 1000 verschiedene Sorten und mindestens eine Palme aus jeder der 190 Gattungen. Atemberaubende 40.000 Palmen wurden bisher gepflanzt. Das hört sich vielleicht etwas eintönig an. Ein ganzer Botanischer Garten nur mit Palmen. Aber ganz im Gegenteil. Die Vielfalt in dieser Pflanzenfamilie ist sehr beeindruckend. Von flach am Boden wachsenden bis hin zu 60 Meter hohen Riesen, von einfachem Grün bis zu farbenfrohen Blüten, Früchten und Samen ist alles vertreten. Dementsprechend beeindruckt sind wir bei unserem Spaziergang und sind dankbar dafür dass uns unsere Vermieter mit hierhin genommen haben.

Conservatoire Botanique National de Mascarin

Ein weiteren dieser Garten Eden besuchten wir zusammen mit Freunden. Etwas höher gelegen, bei Saint-Leu, mit toller Aussicht aufs Meer, liegt seit den 80ern das „Conservatoire Botanique National de Mascarin“. Wie der Name schon sagt, wurde der Garten ursprünglich als botanisches Konservatorium gegründet, mit dem Ziel besonders gefährdete Pflanzenarten und die Artenvielfalt der Insel zu bewahren. Seither hat sich sein Fokus etwas gewandelt. Heute wird der Botanische Garten dazu genutzt, um die hier gepflanzten Arten im möglichst natürlichen Habitat zu studieren, wodurch diese in der Natur besser geschützt werden können. Ca. 4000 verschiedene Pflanzenarten sind hier zu finden. Darunter auch viele der endemischen Arten von La Reunion. Beeindruckt hat uns vor allem die große Ansammlung von Kakteen. Wie auch schon in anderen Gärten, gibt es hier einen auf Geschichte und Bildung fokussierten Bereich, in dem vor allem die Nutzpflanzen vorgestellt werden und wie der Mensch diese hier kultivierte und nutzte.

Hier im Garten hatten wir noch eine sehr nette Begegnung. Unser Vermieter kam, wie so oft, mit einem Mitarbeiter ins Gespräch. Nach einer Weile winkte er uns aufgeregt zu sich. Wie wir feststellen mussten hat er sich mit einem Österreicher unterhalten, der für den Garten einen Auftrag übernahm. Er erzählte uns, dass er seit mittlerweile 25-30 Jahren in den verschiedensten Ländern unterwegs ist und nun seit einiger Zeit auf La Reunion gelandet ist. Ein sehr lustiger Zeitgenosse und wir hatten definitiv Spaß bei unserer Unterhaltung. Abgerundet wurde unser Besuch im Restaurant des Parks mit örtlichen Spezialitäten. Eigentlich wieder einmal ein schöner Tag. 

Nur leider mussten wir hier im Park auch eine der wenigen sehr unschönen Erfahrungen auf der Insel machen. Direkt gegenüber des Restaurants befindet sich ein, von einer kleinen Mauer umrandeter, Teich. Als wir als Gruppe auf diesen zu gehen, bemerken wir am Rand ein Chamäleon, welches etwas von uns überrascht wurde. Sichtlich gestresst, versuchte es sich zu verstecken und kletterte die Mauer hinunter Richtung Wasser. Bei Christina schrillten alle Alarmglocken, da sie weiß das diese Chamäleonart keine besonders guten Schwimmer sind. Am besten also wir lassen es in Ruhe und gehen weiter. Leider sind nicht alle Menschen so Respektvoll. Eine andere Gruppe Besucher sieht das Chamäleon und kommt ihm sehr nahe. Ein paar Kinder versuchen es sogar zu berühren während die Eltern lachend daneben stehen. Dadurch verängstigt hängt es zum Teil schon im Wasser. Ich kann mich spätestens jetzt nicht mehr zurückhalten und sage den Kindern, dass Sie es bitte in Ruhe lassen sollen. Nach kurzem hin und her entschloss sich Christina das arme Geschöpf aus der misslichen Lage zu befreien. Allerdings erfahren wir dabei, dass schon jemand dieselbe Idee hatte und das Chamäleon bereits wieder sicher in einem der umliegenden Bäume war. Also nochmal gut gegangen.

Warum schreibe ich hier so ausführlich darüber? Auf unseren Reisen und bei unserer ehrenamtlichen Tätigkeit müssen wir leider immer wieder feststellen wie Respektlos die Menschen mit der Natur und der Tierwelt umgehen. Und das war ein typisches Beispiel. Aus dem Irrglauben heraus, die Menschheit sei der Natur überlegen, glauben wir uns alles erlauben und die Natur ausbeuten zu dürfen. Und beschweren uns gleichzeitig, wenn unsere Taten schlimme Auswirkungen für uns selbst zur Folge haben. Ein sehr trauriges Verhalten, für eine Spezies die es eigentlich besser wissen müsste.

Erwähnenswerte Highlights

Es ist gar nicht unbedingt notwendig in die botanischen Gärten zu gehen, um die Pflanzenwelt der Insel zu erkunden. Auf den Wanderungen in den entlegeneren Ecken der Berge, in dem ein oder anderem Primärwald, ist man davon ebenfalls umgeben. Daneben gibt es auch noch kleinere Highlights wo sich die Flora und Faune entdecken lässt. Und oft ganz ohne beschwerliche Wanderung. So zum Beispiel der „Forêt de Notre-Dame de la Paix“. Ein langer Name für einen wunderschönen Wald. Am Rande einer der Calderas des Piton de La Forunaise befindet sich dieser Märchenwald. Inmitten dieses Waldes gibt es einen kleinen Lehrpfad, welchem man folgen kann. Schulen nutzen diesen Wald oft, um mit den Kindern in die Natur zu gehen und ihnen diese sozusagen live Vorort näherzubringen. Auch bei unserem Besuch wurden wir von einer Gruppe Schülern begrüßt, die den Wald und die Natur spielerisch erkundeten. Der Wald selbst erstreckt sich über ein recht großes Areal und der Lehrpfad macht nur einen sehr kleinen Teil aus. Aber auf ihm durchschreitet man sozusagen all die Fassetten des Waldes. Uralte, knorrige Bäume mit Moos und Farn überwuchert, Palmen, Sträucher, Blumen und Lianen. Vor allem letztere sind zu erwähnen. Es finden sich hier Lianen, die nicht nur endemisch sind, also lediglich auf La Reunion wachsen, sondern die sogar ausschließlich in diesem Wald wachsen. Mich erfüllt das sehr mit Ehrfurcht. Am oberen Ende des Lehrpfades befindet sich eine Lichtung mit Blick in die Schlucht der Caldera, wenn denn keine Wolken in dem Tal hängen. Ab und an lohnt es sich zu warten, denn die Wolken können sich schnell verziehen. Manchmal hüllen sie aber auch Teile des Waldes ein. Spätestens dann hat man das Gefühl mitten in einem Märchen zu stecken.

Erwähnenswert ist außerdem das Labyrinth des Tees. Der Name ist hier Programm. Dieses Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht die Menschen in Form eines Labyrinths über Tee zu informieren. Auch hierfür gibt es eine große Kultur auf der Insel. Vor allem der weiße Tee oder Tee mit Geranium aromatisiert spielt dabei eine wichtige Rolle. Leider war das Wetter nicht auf unserer Seite als wir in die Berge zu dem Anwesen fuhren. Es hat vielmehr aus Eimern geschüttet. So begnügten wir uns mit einem Besuch in der Boutique und informieren uns dort ein wenig über die verschiedenen Teesorten. Nachdem wir uns ein paar Päckchen zum Mitnehmen ausgesucht hatten, wählten wir noch jeweils einen Tee zum direkt vor Ort trinken. Zu der Boutique gehört nämlich noch ein kleines Bistro mit den verschiedensten Teesorten und kleinen Häppchen. Orte wie diese gibt es noch etliche mehr, zu den verschiedenensten Themen.

Nach unseren 3 Monaten auf La Reunion, können wir festhalten, dass Liebhaber der Natur, der Pflanzenwelt und botanischen Gärten hier voll auf Ihre Kosten kommen. So vielfältig und verschieden die Insel selbst ist, so unterschiedlich sind auch die Gärten hier. Und es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Von unserer Seite gibt es daher eine klare Empfehlung für die botanischen Gärten, auch wenn wir nicht alle besucht haben. Einziger Wermutstropfen dabei? Ein Besuch wird oft mit vielen Moskitostichen erkauft. Daher sollte man sich definitiv dafür wappnen und auf Anti-Moskito-Sprays und dergleichen zurückgreifen. Sonnencreme darf natürlich auch nicht fehlen.

Während ich die letzten Zeilen hier schreibe sind wir bereits im Flugzeug, haben La Reunion hinter uns gelassen und sind auf dem Weg nach Saba. Gut möglich, dass dies hier vorerst der letzte Beitrag zu dieser wunderschönen Insel ist, welche uns ein wunderbares zu Hause war in den letzten Monaten. Wir verlassen Sie daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir freuen uns aber schon sehr, Dir von unseren nächsten Erlebnissen berichten zu können.

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