La Réunion wir kommen!
Weg aber wohin und wie???
Nach unserer Zeit am Bergbauernhof in Südtirol hatten wir nur ein Ziel. Weg und das so bald wie möglich. Durch die Pandemie ist das allerdings nicht mehr so einfach, wie es mal war. Einfach einen Flug buchen und los, geht nicht mehr. Also suchten wir nach möglichen Orten wo eine Einreise, sagen wir mal, am unkompliziertesten ist. Seit Beginn der Planungen für unser Sabbatical stand fest ein wärmeres Ziel zu suchen, eine Vorgabe welche Saba definitiv erfüllt hätte. Nachdem die letzten Tage in Südtirol doch etwas kalt und schmuddelig waren, wurde dieses Vorhaben nur noch verstärkt. Allerdings hatten wir aus Saba bis dahin noch keine Neuigkeiten und da die Einreisebedingungen vieler anderer Optionen eine Einreise aus Deutschland bzw. auch von vielen anderen Orten der Welt nicht zuließen, ist uns Frankreich in den Sinn gekommen. Frankreich besitzt (immer noch) viele Überseegebiete, die zudem Teil der EU sind. Das heißt: Reisen aus der EU in die EU. Das sollte dann doch recht einfach sein, oder? So haben wir uns schließlich für La Réunion entschieden. Eine ca. 2500 Quadratkilometer große Insel im Indischen Ozean, welche zwischen Madagaskar und Mauritius liegt. Mauritius ist bei den meisten deutschen Urlaubern besser bekannt wie Ihre Nachbarin La Réunion, vermutlich da sie durch ihre ältere Entstehungsgeschichte über mehr Sandstrände und weniger Steilhänge und Berge verfügt. Außerdem ist die offizielle Amtssprache Englisch was sicher auch den meisten entgegenkommt. Auch wenn die Einheimischen meist Morisyen (Kreolsprache) und Französisch im Alltag verwenden. Dagegen spricht man auf Réunion fast ausschließlich Réunion-Kreol und Französisch. Englisch findet man nur bruchstückhaft. Bin ich froh, dass Thomas Französisch spricht. Ich wäre sonst total aufgeschmissen.
Ziel erfasst und anvisiert:
La Réunion soll es also sein. Los geht die Vorbereitung. Flüge buchen, Apartment suchen und Einreisevorgabe studieren. Passende Flüge waren schnell gefunden und auch Apartments gab es einige. Deshalb haben wir uns erst mal auf die Einreiseformalien konzentriert. Wie vielerorts wird ein negativer Corona-Test bei Ankunft verlangt, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Das sorgte bei uns bereits für die ersten Sorgenfalten. Immer wieder hört man in den Medien von überlasteten Testlaboren, die mit der Analyse der Testergebnisse nicht mehr hinterherkommen. Außerdem wohnen wir nicht mehr in Augsburg, wo wir unsere Hausärzte haben, die möglicherweise einen Testabstrich durchführen können. So kurzfristig einen Termin bei einem Hausarzt als Neupatient zu bekommen war auch recht unwahrscheinlich. Es gab eigentlich nur noch eine Option, mit der wir sicher sein konnten, das Testergebnis rechtzeitig vor Abflug zu erhalten. Die Test & Fly-Station am Münchner Flughafen. Natürlich knüpfen die einem eine unverschämte Summe Geld für den Test ab, aber dafür hat man das Ergebnis garantiert nach spätestens 6 Stunden.
Dann mal alles fixieren. Flug gebucht, eine Woche vor Abflug, und Testtermin am Flughafen vereinbart. Jetzt brauchten wir nur noch eine Unterkunft. Doch irgendwie waren es nun viel weniger und die Preise wurden auch immer höher. Was ist denn da passiert? Nach etwas Recherche mussten wir feststellen, dass genau an unserem Flugdatum in Frankreich die Herbstferien beginnen. Ein Hauch von Panik überfuhr mich. Was wenn wir jetzt nichts mehr bekommen, oder die Preise noch höher steige. Also schrieben wir sofort alle in Frage kommenden Angebote an. Glücklicherweise haben wir eine sehr freundliche Rückmeldung von unserem favorisierten Apartment erhalten. Ok, eher von dessen Vermieterin. Sie konnte uns allerdings die Unterkunft nur bis Ende November anbieten und nicht für die gesamte Zeit des geplanten Aufenthalts von 3 Monaten auf La Réunion. 6 Wochen waren aber schon mal ein guter Anfang. Wir waren uns sicher, dass wir in dieser Zeit ein anderes Apartment finden würden, oder wir verstehen uns so gut mit dem Vermieterpaar, dass sie uns doch länger aufnehmen. Nun war auch dieser Punkt abgehakt und der Kleinkram kann angegangen werden. Papiere vorbereiteten, letzte Besorgungen und Koffer packen.
Pläne durchkreuzen Pläne
Erleichterung und Vorfreude machen sich langsam breit. Flug und Unterkunft waren geklärt und der Testtermin ein Tag vor Abflug stand auch fest. Entspannt machten wir uns ans Abarbeiten der restlichen Vorbereitungen. Dienstagabend saßen wir in unserem wöchentlichen Call für Sharkproject International Cooperation und berichteten noch kurz über unsere Pläne. Ich warf einen kurzen Blick in meine Mails musste mich am Stuhl festhalten, damit ich nicht vor Schnappatmung runterfalle. Wir hatten eine Antwort vom Saba Government. Unter gewissen Auflagen und Vorgaben ist es möglich, als Langzeitbesucher ab dem 1.11.2020 nach Saba zu reisen. Man sind das coole Neuigkeiten! Kurz davor einen Freudentanz aufzuführen fällt mir ein: „Ach misst, wir haben gestern La Réunion gebucht.“ Ein bisschen vorgesorgt, für unvorhergesehene Änderungen hatten wir allerdings schon. Zumindest unsere Flüge hatten wir als Flex-Ticket gebucht. Und nun wissen wir auch, warum wir das Apartment nur für 6 Wochen buchen konnten. So fügt sich doch wieder alles zusammen. Wir hatten schon nicht mehr daran geglaubt, dass wir es dieses Jahr noch nach Saba schaffen. Doch scheinbar hat sich wieder ein Fenster geöffnet...
Auf gehts nach La Réunion
Ein Tag vor dem Abflug mussten wir für den Corona-Test zum Flughafen. Es ist nur eine Sache von wenigen Minuten aber unangenehm ist dieser Rachenabstrich schon. Gefühlt kratzen die mit dem Stäbchen am Zäpfchen rum. Noch Stunden später hat man dieses komische Gefühl im Rachen. Aber egal, Hauptsache wir dürfen Fliegen. Wir waren uns zwar sehr sicher, dass wir nicht mit dem Virus infiziert sind, trotzdem war das Warten auf die „Starterlaubnis“ nervenzehrend. Nach ziemlich genau 6 Stunden war dann das Ergebnis da. Negativ! Es kann losgehen.
Welche eine Erlösung so eine Nachricht sein kann. Auch wenn wir es schon irgendwie wussten. Aber man braucht die Bestätigung ja doch.
Am nächsten Tag gegen 9 Uhr starteten wir dann wieder Richtung Flughafen München. Mit dem ersten Schritt ins Flughafengebäude begann unsere Reise die bis zur Ankunft am Flughafen Saint-Denis ca. 24 Stunden dauern wird. Die meiste Zeit davon natürlich mit Maskenpflicht. Die Atmosphäre an den Flughäfen war grundsätzlich recht entspannt und der Koffer-Check-In und die Sicherheitskontrollen gingen überraschend schnell. Nachdem wir in Paris den Flughafen von Charles de Gaulle nach Orly gewechselt hatten, wurden wir das zweite Mal nach unserem Testergebnis gefragt. Die Flughafenmitarbeiterin kontrollierte das Testdatum, -Ergebnis und sagte mit einem Augenzwinkern, während sie uns einen kleinen gelben Klebepunkt mit einem handschriftlichen A auf die Bordkarten klebte: „Und so verifizieren wir nun euer negatives Testergebnis“. Noch ein letzte Mal wurden wir dann am Gate diesbezüglich kontrolliert, wobei hier nur noch der gelbe Punkt ausschlaggebend war. Am Flughafen Orly haben wir uns dann ein Café gesucht um die lange Wartezeit (knapp 5 Stunden) zu überbrücken und natürlich um die Masken mal auszuziehen. Dann ging es zum Gate und in die, wie befürchtet, vollgestopfte Boing 777-300. Zum Flug selbst gibt es nicht viel zu sagen. Hier und da gab es ein paar kleinere Turbulenzen, aber nichts Außergewöhnliches. Schlafen konnten wir während der 11 Stunden Flug bei dieser engen Bestuhlung allerdings nicht wirklich. So waren wir entsprechend froh als der Pilot die anstehende Landung ankündigte.
Aus dem Flugzeug ausgestiegen konnten wir endlich mal wieder unsere Gräten ausstrecken. Koffer holen und ab zur Passkontrolle. Ach ne, die Passkontrolle gibt es ja nicht, wir sind ja immer noch in der EU. Also einfach aus dem Flughafen raus spazieren. Mit dem AirFrance-Shuttle ging es dann 1 1/2 Stunden nach Saint-Pierre und von dort aus mit dem Bus nach Le Tampon. Allgemein kann man schon sagen, dass sich die Straßen sehr nach Frankreich anfühlen. Auch das Busnetz scheint recht gut ausgebaut zu sein und gut zu funktionieren. Alles in allem kommt man doch recht entspannt von A nach B, auch ohne eigenes Auto. Solltest Du Dich also mal nach La Réunion verirren, so kannst Du ruhig auch mal auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen. Von der Bushaltestelle in Le Tampon hat uns freundlicherweise unsere Vermieterin mit dem Auto abgeholt. Nachdem sie uns ihren Mann vorgestellt und uns die sehr schön und liebevoll eingerichtete Wohnung gezeigt hat, haben wir erst mal unsere Koffer ausgepackt. Zu mehr waren wir dann aber auch nicht mehr in der lange. Kurz auf der Couch bequem gemacht sind wir auch schon eingeschlafen.
Es war wirklich ein unglaublich befreiendes Gefühl an diesem Tag mit dem Wissen einzuschlafen, dass wir wieder eine Etappe geschafft haben und am nächsten Tag auf dieser tollen Insel aufwachen werden.
Was wir hier so alles erleben und wie es mit uns und Saba weiter geht, erfahrt ihr in den nächsten Beiträgen...