Wandern in Südtirol - Teil 2

Heiligkreuzkofel / Chiesa di Santa Croce

Noch während unseres Arbeitseinsatzes auf dem Bauernhof in Südtirol, haben wir die Gelegenheit ergriffen und auf Empfehlung der Familie, eine Wanderung sozusagen am Hausberg gemacht. Da es schon Ende September war, brauchten wir natürlich auch etwas Glück mit dem Wetter. Sobald sich gutes Wanderwetter ankündigte, schnappten wir uns unsere Wanderschuhe. Mit den Tipps der Familie war die Route schnell festgelegt. Es sollte Richtung Heiligkreuzkofel gehen. Ich (Thomas) würde ihn als typischen Berg der Dolomiten bezeichnen, mit seinem schroffen steilen Kalksteinflanken. Erste Etappe sollte die Fahrt mit dem Sessellift „La Crusc“ sein. Dieser teilt sich in zwei Abschnitte auf, La Crusc I und La Crusc II, und führt bis zur Wallfahrtskirche „Chieso di Santa Croce“. Wenn man also möchte, könnte man bis dort hinfahren. Aber wir waren ja zum Wandern da, also fuhren wir nur bis zur ersten Station. Schon während der Fahrt nach oben hat sich bestätigt was wir vom Tal aus schon beobachten konnten. Es hat hier tatsächlich schon geschneit. Und zwar mehr als gedacht. Wir waren jedoch darauf vorbereitet und dementsprechend gekleidet.

IMG_8818.jpeg

Die Temperaturen waren zwar recht niedrig, aber zusammen mit dem Sonnenschein, konnte es sich mehr als nur aushalten lassen. An der ersten Liftstation angekommen schreit förmlich alles nach Wintersport. Die Skipisten sind schemenhaft zu erkennen, die Schneekanonen an Ort und Stelle und spätestens die Hütten lassen erahnen was hier die Haupteinnahmequelle zu sein scheint. Dementsprechend gut erschlossen ist das Gebiet. Zur Kirche „Chiesa di Santa Croce“ führt ein gut ausgebauter Wanderweg. Diesem folgen wir bis wir schließlich nach 45–60 Minuten ankommen. Spätestens an der Kirche erkennen wir warum so viele Leute hier hinkommen und was diesen Ort so speziell macht. Es ist schon ein sehr beeindruckendes Bild. Diese kleine Kirche, in unserem Fall im Schnee, vor diesen massiven Felswänden. Dazu noch der Ausblick ins Tal und in der Ferne auf weitere Bergketten. Wir haben Glück und es ist nicht viel Betrieb. Es fällt uns daher auch nicht schwer einen Platz an der benachbarten Hütte für eine kleine Brotzeit zu finden.

Gut gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg. Von hier aus gibt es dann verschiedene Möglichkeiten:

  • Den direkteren Weg Richtung Tal,

  • ein Stück weiter hoch und näher an den Berg um an diesen entlang Richtung „Zehner“ (ein weiterer Berggipfel) zu gehen und erst später den Weg ins Tal einzuschlagen

  • oder direkt auf den Gipfel des Heiligkreuzkofel

Wegen der Wetterlage nehmen wir von letzterem Abstand und wählen die mittlere Route. Von jetzt an fühlt es sich auch mehr nach Bergwanderung an. Über Stock und Stein, sowie Schnee und Eis geht es näher an den Berghang. Daher sind wir ab hier auch etwas vorsichtiger unterwegs. Je höher wir kommen, desto winterlicher wird es. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich zuletzt so viel Schnee gesehen habe. Gut, ich muss auch zugeben, dass wir beide keine Wintersportler sind und den Schnee daher eher meiden. Der Wanderung tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil. Immer mal wieder kontrolliere ich, ob wir auch noch dem richtigen Pfad folgen. Da das Wetter so langsam etwas umschlägt, wollen wir vermeiden irgendwelchen Umwege zu gehen. Dabei fällt mir ein markanter Punkt am Fuße des „Zehners“ ins Auge. Die „Grotta della Neve“, eine Art Höhle. Ich überzeuge Christina schließlich, dass wir dort hin müssen. Wir erreichen die Stelle und werden erst mal von noch mehr Schnee überrascht. Durch diesen stampfen wir bis zum vermeintlichen Eingang der Höhle. Enttäuschung macht sich breit, da von der Höhle erst mal nichts zu sehen ist. Aber dann, direkt am Fuße der steil aufragenden Bergflanke und durch den Schnee kaum zu erkennen, finden wir was wir suchten. Wir staunten nicht schlecht. Bei der Höhle handelt es sich um eine Eishöhle. Wie wir im Nachhinein erfahren, hatten wir Glück, da diese meist im Sommer vollständig schmilzt und ggf. einstürzt. Völlig begeistert, da wir beide so etwas noch nicht gesehen haben, betreten wir diesen Palast aus Eis. Schon unfassbar welch tolle Formen das Eis in Zusammenarbeit mit Wind und Wetter ausbildet und wieder ein Beleg für die unglaubliche schöpferische Kraft der Natur. Beide packen wir unsere Kameras aus und versuchen die Kulisse auf einem Bild einzufangen.

Als wir uns schließlich loseisen können und die Höhle verlassen merken wir, dass sich das Wetter noch schneller verändert hat als gedacht. Es schneit. Ja es hat tatsächlich angefangen zu schneien. Nicht so viel als dass wir uns Sorgen gemacht hätten, aber doch so viel um die Szenerie etwas unwirklich erscheinen zu lassen. Eben noch hatten wir aufgrund der Anstrengung und der kräftig scheinenden Sonne ein bis zwei Schichten Kleidung abgelegt, haben wir nun Sorge, ob wir genug Schichten dabei haben. Hatten wir. Trotzdem machen wir uns jetzt auf dem Weg Richtung Tal. Dieser führt uns wieder über etwas breitere Wanderwege. Je weiter wir uns von den Berghängen entfernen, desto besser wird auch das Wetter und schnell verdrängt die Sonne den Schnee. Der Weg führt uns in eine ganz andere Welt der Berge. So weit wir sehen können breiten sich vor uns noch überraschend grüne Almwiese aus. Ab und an finden sich zwischen den grünen Wiesen kleinere Schneefelder und bilden teilweise wirklich tolle Muster. Da die meisten Kühe bereits im Tal sind, kann ich mir nur vorstellen, wie das ganze wohl mit all den Kühen aussehen mag.

Der Weg nach unten zieht sich doch länger als gedacht und die ein oder andere Fotopause kommt uns ganz gelegen. Nach 1,5 - 2 Stunden sind wir schließlich wieder in Abtei und erreichen den Hof. Die letzten Kilometer auf der asphaltierten Straße haben den Füßen doch einiges abverlangt und wir sind beide froh als wir auf der erstbesten Bank Platz nehmen konnten. Gelohnt hat sich der Tag aber trotzdem. Um ehrlich zu sein, durften wir sogar mehr erleben als gedacht. Eine Schneewanderung bei fast bestem Sonnenschein und der Besuch einer Eishöhle war jedenfalls nicht geplant. Umso besser.

Für uns war es ein wunderschöner Tag mit einigen Überraschungen und genau die richtige Abwechslung während unseres Arbeitseinsatzes. Wir können diese Tour wirklich jedem ans Herz legen. Von entspannter Wanderung bis zu anspruchsvollerem Gelände und von Kultur bis hin zu ein klein wenig Abenteuer ist alles geboten.

Weiter gehts in Teil 3….

Zurück
Zurück

Wandern in Südtirol - Teil 3

Weiter
Weiter

La Reunion - Der erste Eindruck