Warum eigentlich Saba? - Teil 2 - Die andere Seite
06.09.2017 - kurz nach Mitternacht
Wir werden aus dem Schlaf gerissen. Draußen pfeift`s, rauscht`s und kracht es. Kräftige Böen ziehen über das Haus. An schlaf, ist jetzt nicht mehr zu denken. Wir bleiben noch eine Weile im Bett sitzen und lauschen dem, was draußen vor sich geht. Trotz Schutter rappelt die Zimmertür. Immer wieder wird die Tür vom Wind nach innen fest gegen das Schloss gedrückt und schlägt dann wieder zurück. Ob das Schloss dem Druck standhalten wird? Der Regen peitscht von allen Seiten gegen die Wände und langsam findet das Wasser seinen Weg durch die Ritzen an der Tür. Am Abend zuvor haben wir von den Eigentümern einen Stapel alter Handtücher bekommen. >Gegen das Wasser< hieß es. So langsam dämmert es uns, was genau damit gemeint war. Wir fangen an den Spalt unter der Tür mit einem Handtuch auszustopfen. Auch an den eingangsseitigen Lamellenfenster tropft es bereits. Der immer stärker werdende Wind sorgt dafür, dass die Vorhänge am Fenster waagerecht in der Luft stehen und der Regen durch jede Lamelle hindurchgepresst wird. Und zwar so stark, dass Thomas, obwohl er nur ein paar Sekunden vor dem Fenster steht, um es abzudichten, vollkommen nass wird.
Und wieder wird die Tür mit einem Schlag nach außen zurück ins Schloss gezogen. So ganz geheuer ist es uns nicht mehr in der Nähe der Tür. Der Lärm draußen wird lauter und immer wieder hört man wie irgendetwas irgendwo dagegen kracht. Der Luftdruck ändert sich immer wieder. Wir spüren es am ganzen Körper. Es fühlt sich ungefähr so an, als wäre man mitten in einem sehr heftigen Herbststurm und gleichzeitig fährt man ständig mit einem ICE bei Höchstgeschwindigkeit in einen Tunnel und wieder heraus. Und das ist erst der Anfang. Es ist nicht einfach eine passende Beschreibung zu finden, wenn man es nicht selbst erlebt hat.
Der Deckenventilator dreht während dessen unbeirrt weiter seine Runden. Auch Licht brennt noch. Die Stromversorgung der Insel schien noch intakt zu sein, oder war bereits das Notstromaggregat angesprungen? Ich weiß es nicht mehr.
06.09.2017 - ca. 2 Uhr morgens
Der Wind ist mittlerweile so stark geworden, dass wir Schutz im Badezimmer suchen. Ich würde sagen, im Vergleich ist es jetzt der extrem heftige Herbststurm von vorhin mal 5. Die Tür wird immer wieder so heftig im Schloss hin- und hergerissen, dass wir uns hier nicht mehr sicher fühlen. Während der Vorbereitung wurde uns empfohlen als letzte Zuflucht innerhalb des Hauses das Badezimmer aufzusuchen. Bäder haben meistens 4 gemauerte Wände, sind oftmals die kleinsten Räume und haben einen Abfluss wodurch das möglicherweise eindringende Wasser abfließen kann. Unsere Lebensmittelvorräte haben wir bereits am Vortag im Unterschrank des Waschbeckens verstaut. Im Badezimmer ist gerade noch so viel Platz, dass wir die beiden Stühle aus dem Zimmer hineinstellen können. Von hier aus beobachten wir durch die leicht geöffnete Badezimmertür über den Spiegel der kleinen Kommode die Eingangstür. Jederzeit bereit die Zimmertür zu schließen sollte das Schutter der Eingangstür brechen. Wir sitzen angespannt im Bad und hören hin. Hören auf den Wind, auf Veränderungen, spüren den Unterdruck, der durch den Wind im Raum entsteht. Es wird nicht viel gesprochen. Wir sitzen nur gespannt und aufmerksam da und warten. Das kleine Badezimmerfenster oberhalb der Toilette hatten wir gekippt, um etwas Luftaustausch im Raum zu haben. Gegenüber des Badezimmers befindet sich unser Kleiderschrank. Hier haben wir eine Tasche mit den wichtigsten Unterlagen wie Pässe, Ausweise, Versicherungskarten etwas Geld usw. deponiert. Mittlerweile haben wir aber das Gefühl die Tasche immer Griffbereit bei uns haben zu müssen. Ich hole daher die Tasche aus dem Schrank und sehe währenddessen den nassen Boden im Schrank. Wie kommt denn hier Wasser hin? Es ist kein Fenster oder ähnliches in der Nähe, wodurch Wasser eindringen könnte. Dann sehe ich kleine Wasserrinnen, die an der Wand herunterlaufen. Das Wasser kommt direkt aus der Wand. Es wird regelrecht durch das Gemäuer gepresst. Beeindruckend und erschreckend zu gleich, welche Kraft dahinter steckt. Notdürftig legen wir den Boden mit Handtüchern aus und stellen unsere Koffer, die dort deponiert sind, darauf. Mit der Notfalltasche in der Hand ziehen wir uns wieder zurück ins Badezimmer. Und warten weiter ab.
06.09.2017 - ca. 4 Uhr morgens
Wir versuchen uns die Zeit zu vertreiben, bzw. uns abzulenken und schauen ein paar Videos auf unserem Laptop. Um bei dem Lärm etwas verstehen zu können teilen wir uns einen Kopfhörer. Damit ich etwas bequemer sitzen kann, lehne ich mich an die gemauerte Wand der Dusche. Dabei spüre ich in allen Knochen meines Körpers die, von der unbändigen Kraft des Hurrikans verursachten, Vibrationen des Hauses. Es ist wie ein kleines Erdbeben, dass Stunden andauert. Die Intensität von Irma wird immer noch stärker. Mittlerweile sind wir bei ca. 8-facher extrem-schlimmer-Herbststurm-Stärke angelangt. Auch auf der Badezimmerseite hören wir vor dem Haus Gegenstände durch die Luft fliegen. Immer wieder kracht irgendetwas gegen die Hauswand oder fällt vor dem Haus scheinbar auf die Straße. Wir Zucken jedes Mal zusammen vor Schreck und Anspannung. Ständig das schlimmste erwartend. Durch die verschutterten Fenster sehen wir ja nicht, was draußen genau vor sich geht. Wir können nur versuchen die Geräusche irgendwie einzuordnen.
Plötzlich. Es knallt unfassbar laut. Es reißt uns förmlich aus den Stühlen. Mein Herz rast vor Schreck. Was ist passiert? Das Schutter an der Tür? Nein es scheint noch ganz zu sein. Mit einem Mal hat es das gekippte Fenster im Badezimmer zurück in den Rahmen gerissen. Zum Glück ist das Glas nicht zersprungen. Ok! Erst mal durchatmen. Es ist nichts weiter passiert. Wir schließen das Fenster und versuchen uns wieder etwas zu sammeln. Die Geräusche draußen werden immer unbestimmter. Wir hören lautes Geklapper, als würde ein Holzbalken oder ähnliches immer und immer wieder irgendwo gegen schlagen. Das Geräusch ist so nah. Es könnte direkt vor unserer Tür sein. Vielleicht ist ein Stück vom Holzgeländer abgebrochen und baumelt jetzt nur noch an einem Nagel. Wir wissen es nicht.
06.09.2017 - ca. 6 Uhr morgens
Keine Ahnung, wie lange es noch dauert. Aber die Intensität lässt immer noch nicht nach, sondern wird noch stärker. Ich denke wir sind jetzt mittlerweile fast bei der 10-fachen Stärke des schlimmsten Herbststurms, den man sich in Deutschland vorstellen kann (vielleicht abgesehen von der Küstenregion) angekommen. Durch die ritzen zwischen den Brettern der Schutter fällt mittlerweile etwas Tageslicht. Doch ans rausgehen ist noch lange nicht zu denken. Diese andauernde Geräuschkulisse ist kaum zu beschreiben. Zwischen all dem Lärm fällt uns plötzlich ein neues Geräusch auf. Anscheinend werden in den Nachbarzimmern Möbel verrückt. Erst auf der einen Seite, dann auch auf der anderen. Was ist da los? Ist nebenan alles ok? Das ist für mich bisher einer der schlimmsten Momente. Irgendetwas scheint nicht in Ordnung zu sein. Nur wir wissen nicht was und haben auch nicht die Möglichkeit zu helfen. Jetzt das Schutter zu öffnen wäre lebensgefährlich. Das ist ein Gefühl der Hilflosigkeit, was mich fast verrückt macht. Immer wieder gehen mir die Fragen durch den Kopf: Geht es allen gut? Ist irgendwas passiert? Brauchen sie Hilfe?
Der Druck auf das Schutter am Eingang wird immer größer und wir sind nicht sicher, wie lange es noch hält bzw. ob die Eingangstür, die nach innen öffnen noch lange standhält. Deshalb beginnen auch wir Möbel zu verrücken. Wir schieben die Kommode (immer noch mit Kleidung gefüllt) vor die Tür, in der Hoffnung diese dadurch stabilisieren zu können. Noch schnell ein paar Handtücher auf dem Boden rings um die Tür verteilen, um das Wasser aufzufangen und dann wieder zurück ins Bad. Und weiter ausharren. Irma zeigt sich jetzt von ihrer stärksten Seite. Das ganze Haus vibriert. Wir sitzen einfach nur da und warten. An Ablenkung ist längst nicht mehr zu denken.
06.09.2017 - ca. 14 Uhr
Nach Stunden des Lärms, werden die Geräusche langsam leiser, der Luftdruck normalisiert sich allmählich und auch das Haus wird nicht mehr so arg hin und her geschüttelt. Irma verlässt so langsam die Insel. Ihr Besuch ist fast vorbei. Uns geht es gut und das Haus scheint noch zu stehen, soweit wir das beurteilen können. Langsam finden wir jetzt die Ruhe etwas zu essen und durchwühlen die Vorratskammer unter dem Waschbecken. Thomas versucht währenddessen mit den Freunden auf der Insel Kontakt aufzunehmen, um zu sehen, wie die Lage ist. Wundersamerweise haben wir Internet. Noch. Kurze Zeit später klopft es auch schon an der Tür und wir hören eine Stimme. Es ist einer der Jungs von der Tauchbasis mit dem Thomas eben noch geschrieben hatte. Er ist vorbeigekommen, um nachzusehen, ob es uns allen gut geht und das nichts Schlimmeres passiert ist. Wir öffnen zum ersten Mal die Tür und das Schutter. Auch die anderen kommen langsam aus ihren Zimmern. Der Wind ist immer noch sehr stark, aber es ist schön alle wohlauf zu sehen. Jetzt sehen wir auch, was das laute klappernde Geräusch ganz in der Nähe unseres Zimmers war. Von den vier bewohnten Zimmern sind an zwei Türen die Schutter gebrochen. Einer der Zimmernachbarn hat versucht seine Tür von innen mit einer herausgebrochenen Schranktür und davor geschobenen Möbeln abzusichern. Das war also das Geräusch das wir aus dem Zimmer vernommen haben. Allerdings ist der Sturm noch nicht völlig vorbei. Wir gehen daher alle wieder in unsere Zimmer und lassen noch einige Stunden vergehen. Wir machen uns etwas zu essen und versuchen nochmal ein wenig zu schlafen.
Willkommen auf der anderen Seite
Am Nachmittag öffnen wir nochmal das Schutter. Der Besitzer des Hauses ist gekommen um zu sehen, ob bei seinen Gästen alles in Ordnung ist und um sich schon mal ein erstes Bild der Schäden zu machen. Es scheint nicht sehr dramatisch zu sein, im Verhältnis zum Sturm. Im Innenhof hat sich einiges an herausgerissenen Büschen, Sträuchern, Ästen und Holz angesammelt, am Pool ist die kleine Überdachung nicht mehr da und vor dem Restaurant liegt eine gigantisch große Satellitenschüssel auf dem Boden. Abgesehen von den gebrochenen Schuttern scheint es auf den ersten Blick aber keine großen Schäden am Haus zu geben. Selbst die nicht verschutterte große Glasschiebetür im Eingangsbereich sieht unversehrt aus. Ich schaue mich jetzt zum ersten Mal richtig um und nehme die Schäden rings um uns herum erst richtig war. Ein Schritt aus der Zimmertür auf den offenen Gang. Mein Blick schweift umher. Auf der linken Seite erwarte ich einen dicht mit saftig grünem Wald bedeckten Hang zu sehen. Stattdessen! Ein karger, mit kahlen braunen Stämmen bestückter Hügel. Ganz oben sind sogar Häuser zu sehen. Wir wussten gar nicht, dass dort welche sind. Jetzt wird mir die Kraft, der wir ausgesetzt waren erst richtig bewusst. Mir steigen Tränen in die Augen und ich muss wieder zurück ins Zimmer, um mich zu sammeln. Erst danach kann ich wieder rausgehen. Wir tauschen uns mit unseren Zimmernachbarn aus, wie es ihnen ergangen ist. Nach und nach versuchen wir mit unseren neu gewonnenen Freunden auf der Insel Kontakt aufzunehmen um zu erfragen, ob alles in Ordnung ist. Allen geht es gut und auch die ersten Meldungen vom Insel-Gouvernment lassen vermuten, dass niemand auf der Insel ernsthaft verletzt wurde.
Was eine Nacht. Was ein Tag. Ein weiteres Mal schließen wir das Schutter der Eingangstür. Wir versuchen wieder etwas Ruhe und Schlaf zu finden bis zum nächsten Morgen.
Der Tag danach
Am nächsten Morgen wachen wir auf und hören draußen Vogelgezwitscher. Nach einem kleinen Frühstückssnack, Porridge aus der Tüte, gehen wir raus. Vor strahlend blauem Himmel mit ein paar Wölkchen scheint uns die Sonne entgegen. Es ist ein sehr warmer Tag. Ringsherum herrscht schon geschäftiges treiben. Ich nutze die Gelegenheit und führe mein vorerst letztes Telefonat. Um zu Hause kurz mitzuteilen, dass es uns gut geht und soweit alles in Ordnung ist rufe ich meine Mama an.
Jetzt heißt es keine Zeit verlieren und ran an die Arbeit. Es müssen halb herausgerissene Sträucher abgeschnitten werden, herumliegende Äste und Blätter aufgesammelt und alle möglichen herumgewirbelten Gegenstände, wie zum Beispiel Holzbretter oder Müll, weggeschafft werden. Auf der ganzen Insel sind alle damit beschäftigt die Spuren von Irma zu beseitigen. Und das nicht nur um einfach wieder Ordnung zu schaffen. Das hat auch noch einen anderen Grund. Es hat sich bereits der nächste Hurrikan angekündigt. Jose hat sich still und heimlich hinter Irma hergeschlichen und soll uns in zwei Tagen ebenfalls einen Besuch abstatten. Deshalb müssen natürlich vorher alle potenziell gefährlichen Gegenstände eingesammelt werden. Alles, was jetzt durch Irma herumliegt, kann von Jose aufgewirbelt werden und möglicherweise als Geschoss weitere Schäden verursachen. Alle im Haus packen fleißig mit an und wir können schnell Fortschritte sehen. Das Gröbste ist erledigt und wir ruhen uns alle etwas hungrig und erschöpft aus. Zum Mittagessen gibt es einen saftigen Burger mit einer großen Portion Pommes. Normalerweise trinke ich keinen Softdrinks, allerdings ist mein Energiehaushalt so im Keller, dass ich nicht nur den Burger inklusive Pommes quasi inhaliere, sondern dazu noch eine Dose Sprite aussauge. Gestärkt und voller Elan machen Thomas und ich uns auf den Weg nach The Bottom (Hauptstadt von Saba) um auf der Polizeistation nachzufragen, ob es irgendwo noch Unterstützung braucht. An der Polizeistation angekommen erfahren wir, dass alle Helfer schon eingeteilt und im Einsatz sind. Eigentlich war das fast klar. Es ist ja mittlerweile schon Nachmittag, aber ein Versuch war es zumindest wert. Man sagt uns, dass wir die Straßen ablaufen sollen um zu sehen, ob noch jemand Hilfe brauchen kann. Das machen wir. So sehen wir schließlich auch die Schäden die der Sturm in The Bottom angerichtet hat. Es hält sich tatsächlich einigermaßen in Grenzen. Natürlich wurden einige Dächer teilweise oder Ganz abgedeckt. Sie sind aber bereits mit Planen notdürftig überzogen. Ein paar Häuser wurden größer beschädigt oder zerstört und die auf der Straße geparkten Autos haben auch einiges abbekommen. Aber es gab wohl keine größeren Personenschäden auf Saba. Und das ist doch am Ende wichtiger als kaputte Dächer und Autos. Hier in The Bottom haben wir tatsächlich noch Handyempfang. Wir versuchen noch den ein oder anderen Anruf zu tätigen und ein paar Nachrichten rauszuschicken. Kurz darauf bricht das Telefonnetz zusammen und es sollten die letzten richtigen Telefonate für längere Zeit sein. Per Ride hinten auf einem Pickup geht es wieder zurück zur Unterkunft. Zwischen Kettensäge, Machete und Axt. Was man eben so braucht um nach einem Hurrikan aufzuräumen.
Nach dem Sturm ist vor dem Sturm
Die ersten zwei Tage nach Irma sind davon geprägt ihre Hinterlassenschaften wegzuschaffen und gleichzeitig Vorkehrungen für Jose zu treffen. Jose erreicht die Einstufung in Kategorie 4 also nur eine Stufe unter Irma und wir stellen uns schon auf ähnliche Erlebnisse wie bei Irma ein. Die Schutter an zwei Zimmertüren sind leider schwer beschädigt. Diese werden wir aber auch für Jose wieder brauchen. Doch Not macht erfinderisch. In toller Zusammenarbeit bauen wir aus den kaputten Schuttern und aus noch brauchbarem Holz neue Schutter. Am Abend seiner vorhergesagten Ankunft schließen wir uns alle wieder in unsere Zimmer ein und legen uns schlafen so lange es geht. Am nächsten Morgen wachen wir ausgeruht und ausgeschlafen bei bestem Wetter auf. Jose hat es sich im letzten Moment doch nochmal anders überlegt und wollte wohl nicht bei uns vorbeischauen. Erleichterung. Zwei Major-Hurrikans nacheinander in so kurzer Zeit hätte selbst der stärksten Insel schwer zugesetzt. Die Vegetation wurde durch Irma schon sehr stark gefordert und hätte einem zweiten so starken Hurrikan nicht mehr viel entgegenzusetzen.
Aber viel Zeit bleibt nicht, um durchzuatmen oder sich zu erholen. Weiter geht es mit den Aufräumarbeiten. Alles, was nur behelfsmäßig verräumt und zusammengeschustert wurde, wird nun mit etwas mehr Sorgfalt angegangen. Die Jungs von der Tauchbasis bitten uns auch noch um Hilfe. Die Tauchbasis muss aufgeräumt und der Truck vom Parkplatz in The Bottom abgeholt werden. Ich habe ja schon erwähnt, dass die geparkten Autos teilweise stark beschädigt wurden. Der Truck von der Tauchbasis war hier keine Ausnahmen. Als wir zum Auto kamen, fällt uns plötzlich was auf. Von der Frontscheibe fehlt jede Spur. Sie wurde vom Wind herausgedrückt. Das innere des Autos ist natürlich völlig nass. Aber der Wagen springt sofort an. Immerhin. Und wir können darüber lachen. Bevor es dann wieder zu unserem Hotel geht helfen wir noch dabei die, vom Militär auf die Insel gebrachten, Wasservorräte einzulagern. Das lässt uns sehr schnell wieder den Ernst der Lage erkennen.
Über Medien, von Freunden auf der Insel und den Marines die, wie auf den anderen Inseln auch, auf Saba ein Katastrophenzentrum eingerichtet haben, bekommen wir mehr und mehr Nachrichten von den umliegenden Inseln. Wir erfahren wie schlimm es diese getroffen hat. Vor allem die Nachbarinsel Sint Maarten. Das sollte sich für uns auch noch als wichtig herausstellen.
Während die Schäden durch Irma auf Saba verhältnismäßig überschaubar waren, sind andere Inseln deutlich schlimmer betroffen. Einige Todesopfer und Verletze sind dort zu beklagen, Infrastrukturen massiv beeinträchtigt, Flughäfen dem Erdboden gleichgemacht oder Inseln völlig unbewohnbar geworden. Kaum vorzustellen, was sich im Moment auf den anderen Inseln abspielt. Uns geht es gut. Wir haben ein Dach über dem Kopf, ausreichend Lebensmittel und nachdem die Wasserleitungen repariert sind auch wieder fließendes Wasser im Haus. Dafür sind wir sehr dankbar.
Neben einigen weiteren Aufräum- und Reparaturaktionen verbringen wir in den Tagen nach Irma viel Zeit mit unseren Freunden und Bekannten. Jeder kann jemanden zum Reden gebrauchen, und es hilft das erfahrene zu verarbeiten. Auch uns.
Aber so langsam drängen sich uns neue Gedanken in den Kopf. Wie geht es jetzt weiter? Wie kommen wir von der Insel? Und wann? In 3 Tagen, 3 Wochen oder sogar später? Noch ahnen wir nicht was uns auf unserm Weg zurück erwarten sollte. Noch ahnen wir nicht welch enge Freundschaften sich ergeben sollten....
Mehr zu Irma erfahrt ihr hier https://www.nhc.noaa.gov/data/tcr/AL112017_Irma.pdf